Sangiovese – die Seele der Toskanier

Eine Eiche ist die Namensgeberin für den Betrieb La Querce in der Toskana, in dem vor allem Sangiovese verarbeitet wird. Diese Eiche gibt es heute nicht mehr aber sie war einmal so riesengroß, dass es zum Umfassen ihres Stammes drei ausgewachsene Männer und ein Kind brauchte, die sich an den ausgetreckten Armen hiehlten. Und als der Baum in den Kriegswirren um 1944 fiel, da konnten mit dem Holz zwei Familien für ein ganzes Jahr ihre Herdstellen befeuern. Als die heutigen Eigentümer den Betrieb 1960 übernahmen, machten sie vieles neu, außer den Namen. Marco Ferretti hat mir davon erzählt, sowie auch von seiner Leidenschaft für den Sangiovese.

Marco Ferretti im Barriquekeller von La Querce in der Toskana, in dem auch der Sangiovese reift. (Foto: La Querce)
Marco Ferretti im Barriquekeller von La Querce, wo unter anderem auch der Sangiovese „La Querce“ reift. (Foto: La Querce)

Katrin: Name?

Marco: Marco Ferretti

Katrin: Wo und wann geboren?

Marco
: Am 16. Mai 1965 in Rom.

Katrin: Wie heißt das Weingut, in dem du arbeitest und welche Rolle hast du dort inne?

Marco: Das Weingut heißt La Querce, genauer La Querce di Massimo Marchi e C. s.a.s. und liegt mitten in der Weinbauzone Chianti Colli Fiorentini, in der Gemeinde Impruneta, 12 Kilometer von Florenz entfernt. Ich bin dort Geschäftsführer und Kellermeister.

Katrin: Seit wann produziert La Querce Wein und wie bist zu zum Wein gekommen?

Marco: Die Eigentümer des Betriebes La Querce, die Mitglieder der Familie Marchi begannen 1960 ihren Wein abzufüllen, der von Trauben aus bereits angelegten Rebflächen stammte, die später erneuert wurden. Ich arbeite in diesem Betrieb seit 1985, anfangs als Assistent von Attilio Pieri (dem vorherigen Verwalter) in der Gutsverwaltung; später, 1990 nahm ich seine Position ein.
Ich begann mich für den Weinbau zu begeistern, nachdem ich im Rahmen meines  Studiums der Agrarwissenschaften in Rom einen Weinberg anlegen musste. Als ich dann an der Universität für Agrarwissenschaften in Pisa war, wurde mir die Stelle bei La Querce zufällig angeboten und ich bin nach Florenz umgezogen und arbeite nun eher im Büro und im Weinkeller statt im Weinberg.

Katrin: Dein Lieblingswein aus eurem Sortiment?

Marco: Es ist der Wein „La Querce“ (mit dem gleichen Namen, wie unser Betrieb), in dem ich versuche, meine Idee eines angenehmen Weins zu verwirklichen. Er besteht aus 90 % Sangiovese und 10 % Colorino. Er reift 20 Monate in Barriques aus neuem Holz aus Allier mit mittlerer Röstung und mindestens weitere 6 Monate in der Flasche.

Katrin: La Querce ist ja auch der Wein, der im Weinführer wein.plus* immer sehr hoch bewertet wird. Warum kommt er nur als IGT-Wein heraus und nicht unter der berühmten DOCG Chianti?

Marco: Das war eine Entscheidung aus dem Neunziger Jahren, als unser Chianti in den Verkostungen immer als zu potent bezeichnet wurde, um als ein typischer Chianti angesehen zu werden; so sind wir aus der Herkunftsbezeichnung ausgestiegen.

Katrin: Welchen Anteil nimmt die Produktion von „La Querce“ der acht Hektar ein?

Marco: Ja, wir haben acht Hektar Rebflächen von insgesamt 42 Hektar Grundbesitz, die sich aufteilen auf die Gebäude, Olivenhaine und die Rebanlagen. Von den acht Hektar produzieren wir auf 2,5 „La Querce“ aber wir ernten dort nur ca. die Hälfte der Trauben und wählen dabei nur die besten für unseren wichtigsten Rotwein aus, der Rest geht dann in unseren Chianti.

Katrin: Und dein Lieblingswein nicht aus eurem Sortiment?

Marco: Der Flaccianello von Fontodi. Es handelt sich auch um einen Sangiovese. Ich probiere gern andere große toskanische Sangiovese-Weine, weil diese Traubensorte sehr gut die Seele der Menschen in der Toskana, also der Toskanier und deren starrköpfigen Charakter zum Ausdruck bringt.

Katrin: Was würdest du machen, wenn du dich ein Jahr nicht darum kümmern müsstest, deine Brötchen selbst zu verdienen?

Marco: Reisen, quer durch die Weinberge dieser Welt, von Bordeaux, über Napa Valley, bis nach Australien.

Blick auf den Betrieb La Querce mit Sangiovese Rebanlagen und Olivenhain. (Foto: La Querce)
Blick auf den Betrieb La Querce mit den Sangiovese Rebanlagen und Olivenhain (Foto: La Querce)

Katrin: Mit welchem Menschen würdest du gern einmal deinen Lieblingswein trinken und warum?

Marco: La Querce würde ich gern zusammen mit Francesco Totti trinken. Er ist mein Fußballidol. Wenn er einmal aufhört zu spielen, kann er sich sicher erlauben, auch mal ein Gläschen mehr zu trinken. Ich denke, das Totti eine positive und angenehme Person ist, mit der es bestimmt wunderbar wäre, ein wenig zu plaudern.

Katrin: Hast du noch einen anderen Traum?

Marco
: Immer wieder Reisen, um viele Leute kennenzulernen und zusammen mit ihnen die guten Produkte dieser Welt zu genießen.

Katrin: Und was möchtest du der Welt sonst noch mitteilen?

Marco
: Es war ein großes Glücksgefühl als mich Giorgio Pinchiorri** anrief und mir zu meinem Merlot 2007 „M“ zu gratulieren und mich zu motivieren, weiter so gut zu arbeiten.

Katrin: Wo kann man in Deutschland eure Weine kaufen?

Marco
: Ich komme am 16. und 17. November 2013 auf die Wein-Plus Convention in Frankfurt, wo man unsere Weine direkt kaufen kann. Sonst findet man sie in Deutschland vor allem bei Weinwerk, bei Rare Weine in Schenfeld und bei Fino-Weinimport von Rainer Fickert in Bremen.

Katrin: Danke für das Interview und mögen noch viele weitere Restaurantbetreiber und andere Kunden aufmerksam werden auf eure Weine und die gute Arbeit, die du und die gesamte Crew in der Toskana leistet.

Weinkeller des Weinguts La Querce in der Toskana, Kataster mit Sangiovese Wein. (Foto: La Querce)
Kataster Weinkeller mit Sangiovese Wein von La Querce – Toskana (Foto: La Querce)

Kontaktdaten: La Querce di Massimo Marchi e C. s.a.s.
Via Imprunetana per Tavarnuzze 41
I-50023 Impruneta – Italien
Telefon +39 055 2011380 –  Fax +39 055 2011380
www.laquerce.com

* wein.plus ist das Netzwerk für europäischen Wein im Internet seit 1998 mit Weinführer, Weinglossar und Weinzeitschrift online, in deutsch und englisch für Weinliebhaber und Weinprofis.

** Giorgio Pinchiorri ist ein berühmter italienischer Unternehmer, Weinmacher und Gastronom. Er ist der Gründer und Inhaber, zusammen mit Annie Féolde, eines der wohl weltweit bekanntesten italienischen Restaurant der „Enoteca Pinchiorri“, das es einmal in Florenz und einmal in Nagoya (Japan) gibt.

 

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