Der Kaffeeatlas

Auf dem Foto aus dem Kaffeeatlas sieht man einen Mann mit einem großen Sieb, der durch Hochwerfen der Kaffeekirschen, diese von Blättern, Erdresten und Zweigen befreit. Copyright Foto Gräfe und Unzer Verlag.
Kaffeeatlas Seite 46/47: Die frisch geernteten Kaffeekirschen werden sortiert und gereinigt.*

Schon lange wollte ich meine Kaffeezubereitung optimieren, da kam mir der Kaffeeatlas von James Hoffmann (Barista-Weltmeister und selbst Kaffeeröster) gerade recht. Und zu meiner Freude erfuhr ich, dass ich schon einiges richtig mache, denn ich mahle meinen Kaffee meist erst direkt vor der Kaffeezubereitung.

Der Inhalt

„Die Kaffeewelt“ – so steht es in der Einführung zum Kaffeeatlas –  „lässt sich in zwei klar voneinander getrennte Sphären unterteilen: Allerweltskaffee und Spitzenkaffee. In diesem Buch geht es in erster Linie um den Spitzenkaffee“, um echten Genuss und um die Komponenten, die vom Samen bis zum gebrühten Getränk, die Qualität beeinflussen. Es sind 256 Seiten pralles Wissen rund um rückverfolgbaren Kaffee. Das heißt Kaffee, dem man eine Herkunft zuordnen kann, weil er aus einem bestimmten Land und einer speziellen Plantage stammt, dessen Mikroklima, Art der Kultivierung, Ernte und Verarbeitung ein bestimmtes Geschmacksprofil hervorbringt.

 

Musterseiten 22 und 23 aus dem Kaffeeatlas von Hallwag (Gräfe und Unzer)

 

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil erfährt man, wie die Kaffeefrucht zur Bohne wird. Hier geht es auch um den Kaffeebaum, die Arten und Sorten, die Ernte, das Sortieren, Aufbereiten, die Einteilung nach Größe und Qualität (Grading) und den (fairen) Kaffeehandel. Im zweiten Teil dreht sich alles um die Veredelung, wie das Rösten und das Zubereiten und Verkosten von Kaffee. Es werden die Röstphasen beschrieben und wie man Kaffee selber rösten kann. Außerdem geht es hier um die Lagerung von Kaffee und dem richtigen Mahlen der Kaffeebohnen. Ausführlich wird die optimale Zubereitung bei unterschiedlichen Brühverfahren erläutert, mit einer extra Abhandlung über Espresso, Variationen und Espressoausrüstung. Die Rolle des Wassers wird beleuchtet und es gibt ein Kapitel über das Milch-aufschäumen.

 

Musterseiten 50 und 51 aus dem Kaffeeatlas von Hallwag (Gräfe und Unzer)

 

Im Teil drei wird die Herkunft von gutem Kaffee aus Afrika, Asien und Amerika beleuchtet. Alle wichtigen Anbaugebiete sind mit Eigenheiten, Höhenlage, Erntezeitpunkt und Sorten beschrieben. Mindestens ein großformatiges Foto, das Geschmacksprofil des lokalen Kaffees, die ein oder anderen Geschichte sowie Informationen zur Rückverfolgbarkeit runden die Länderbeschreibungen sehr informativ ab.

Das Buch ist einprägsam und gut verständlich geschrieben (übersetzt). Überall gibt es Tipps und Kniffe für den Kauf, die Lagerung und das Kaffeemachen zu Hause.

 


Musterseiten 132 und 133 aus dem Kaffeeatlas von Hallwag (Gräfe und Unzer)

 

Meine Highlights

Für mich war vor allem der Part über das Mahlen sehr interessant, denn das kann ich zu Hause selbst beeinflussen, ebenso wie das Brühen, denn „gerade beim Aufgießen kann all die bisher geleistete harte Arbeit, das ganze Potenzial an Köstlichkeiten im Kaffee verloren gehen“, wie in den Brüh-Basics im Kaffeeatlas geschrieben steht. Durch das Beachten einiger Details erreicht man „bessere Ergebnisse und macht das Brühen zum Vergnügen.“ Ich werde mir nun in jedem Fall eine gute Kaffeemühle besorgen, so wie es im Buch empfohlen wird.

Für mich besonders wertvoll sind die Beschreibungen der Kaffee-produzierenden Länder mit ihren wichtigsten Kaffeeplantagen und dem hauptsächlichen Geschmacksprofil des Kaffees der unterschiedlichen Destinationen. Das wird mir zukünftig eine große Hilfe beim Kaffeekauf sein. So kann ich die Profile mit meinen Geschmack vergleichen und nur noch Kaffees auswählen, die meinen Kaffeegenuss erhöhen (wenn der Röster dann auch gut gearbeitet hat).

 


Musterseiten 136 und 137 aus dem Kaffeeatlas von Hallwag (Gräfe und Unzer)

Das Layout und Design des Kaffeeatlas

Hier sieht man, dass wirklich Profis am Werk waren, denn jedes Detail passt optimal zum Ganzen. Der Umschlag kommt wie ein Jutesack daher, den man unter anderem zum Verpacken des Rohkaffees nutzt. Das Papier hat eine wundervolle Haptik, glatt und dort, wo es bedruckt ist, eine ganz leichte Rauheit. Tipps, Spalten und Themen sind mit leicht unregelmäßigen, schwarzen Strichen getrennt, die wie gerade zugefügte Federstriche wirken. Das gibt dem Buch etwas „Handgemachtes“, Rustikales, unterstreicht in vollendeter Form das Natur-Thema und macht das gesamte Buch rundum plausibel in Inhalt und Gestaltung.

Kaffee: Zahlen und Fakten

Noch ein paar Zahlen und Fakten zum sogenannten „braunen Gold“, die noch mehr Neugierde und Lust zum Lesen und Beschäftigen mit dem sehr interessanten Thema Kaffee wecken sollen. Wusstet ihr, zum Beispiel, dass

  • Kaffee überall auf der Welt getrunken wird
  • 125 Millionen Menschen in aller Welt heute ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von Kaffee verdienen
  • 453 g, ein angloamerikanisches Pfund, die Maßeinheit für den Kaffeehandel ist
  • der Weltmarktpreis für Kaffee für die Massenware an der New Yorker Börse in US-Dollar gehandelt wird (darum geht es aber nicht im Kaffeeatlas)
  • Kaffee in Säcken gehandelt wird, die allerdings je nach Herkunftsland 60 kg (z. B. Afrika, Indonesien, Brasilien) oder 69 kg (z. B. Mittelamerika) haben
  • das Handelsformat für Kaffee ein Container mit 300 Säcken ist
  • wir in Deutschland (als eines der ganz wenigen Länder in der Europäischen Union) eine Kaffeesteuer erheben? Der Steuersatz liegt bei 2,19 Euro pro Kilogramm für gerösteten Kaffee und bei 4,78 Euro/kg für löslichen
  • bisher 129 Kaffeearten gefunden wurden, doch nur zwei in nennenswerter Menge angebaut werden: Coffea arabica und Coffea canephora (Robusta)
  • der so genannte Kaffeegürtel zwischen dem 23. Breitengrad nördlicher Breite und dem 25. Breitengrad südlicher Breite liegt mit seinen tropischen und subtropischem Klima, weil dort die Arabica-Kaffeepflanze am besten gedeiht.
  • der Robusta zwischen dem 10. Breitengrad nördlich und südlich des Äquators wächst
  • über 800 flüchtige Aromakomponenten beim Rösten entstehen
  • die Qualität der Kaffeemühle wichtiger ist als die der Kaffeemaschine
  • Kaffee am besten innerhalb von 2 Wochen ab Röstdatum getrunken werden sollte, maximal bis 4 Wochen, dann altert er und hat nicht mehr das volle Aroma
  • es „Kaffee-Soldaten“ gibt (Auflösung im Buch auf Seite 16)

 

Das Inhaltsverzeichnis des Kaffeeatlas von Hallwag (Gräfe und Unzer)

Fazit:

Der Kaffeeatlas hält, was er im Namen verspricht: Er bietet ein umfassende Übersicht von der Saat bis zum Aufbrühen eines Spitzenkaffees. Es ist ein herrlich bebildertes Lesebuch aber auch Nachschlagewerk mit Register, Glossar und Bildbeschreibungen bei allen Abbildungen. Der Kaffeeatlas hat all diese wichtigen Bestandteile, die ein gutes Sachbuch für mich haben muss. Inhalt und Aufmachung sind sehr professionell aufeinander abgestimmt. Für mich ein perfektes Buch zum Thema.

Nach der Lektüre bleibt eigentlich keine Frage mehr offen, außer der, wie man denn nun seine (falls vorhandene) Pad- oder Kapselmaschinen am besten entsorgt.

Man sieht das Cover des Buches "Der Kaffeeatlas" von Hallwag (Gräfe und Unzer Verlag) Brauner Untergrund an Jute erinnernd, darauf ein Globus und darüber der Schriftzug "Der Kaffeeatlas"

Der Kaffeeatlas
Autor: James Hoffmann
Übersetzer: Reinhard Ferstl
Hallwag Verlag
ISBN: 9783833845321
256 Seiten, Hardcover
Format: 259 x 200 x 23 mm
Gewicht: 985 g
Preis: 29,99 €

Link zur Beschreibung des Buches auf der Verlagsseite

*Alle Fotos: Copyright © Gräfe und Unzer Verlag GmbH, mit freundlicher Genehmigung.

 

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